Ich behaupte: Gäbe es keine Religion - man müsste sie erfinden!
Die Idee hinter jeder, der großen Religionen, ist die Hoffnung darauf, dass JEDER Mensch auf unserem Planeten es irgendwann geschafft hat, sich selber zu überwinden und in der Liebe zu seinem Nächsten, der Kreatur und Natur dauerhaft aufzugehen.
Würde dies geschehen, gäbe es auch Frieden.
Vorbehaltlos und allumfassend zu Lieben aber ist ein Ziel, welches auf Grund der Natur des Menschen erst einmal unerreichbar erscheint.
Damit befinden wir uns in einem Dilemma, das sich nur mit der Idee des Einflusses einer Äusseren, von keinen irdischen Interessen getriebenen Macht auflösen lässt.
Solange der Mensch sich der Hoffnung hingeben darf, dass ihn ein höheres Wesen (Gott) - vor sich selbst rettet macht es Sinn, weiter das hohe ethisches Ziel zu verfolgen. Gott ist diese Hoffnung - und so lehrt es die Kirche dann auch folgerichtig.
Atheisten proklamieren gerne, die moderene Gesellschaft bräuchte keine Religion da es ja auch keinen Gott gebe.
Das ist mit einer Kapitulation gleichzusetzen.
Was aber strebt der Mensch denn dann an, wenn eine bessere, friedliche, eine "göttliche" Welt, in der ein höheres Wesen die offensichtlichen Unzulänglichkeiten des Menschen durch seine Allmächtigkeit ausgleicht, nicht geben kann?
Wie würde die vom Menschen in eigener Regie geschaffene "bessere Welt" aussehen?
Hat da jeder die gleiche Vorstellung? Würde eine nachfolgende Generation sie anders definieren als wir es heute tun?
Wie hoch wäre die Gefahr das hehere Ziele der Beliebigkeit anheim fielen - zukünftigen Interessen, Zeitgeist oder Propaganda unterworfen werden?
Sicherlich hoch, denn was behalten unsere Gesellschaften über ein paar hundert Jahre schon im Griff?
Das - unbeeinflussbare- Richtmaß, das jede Religion für sich auf Ewigkeit proklamiert (man erinnere sich: es darf nichts hinzugefügt oder weggenommen werden) - stellt den roten Faden weitgehend sicher, wenn der Religionstext sich auch im Laufe der Generationen immer wieder unterschiedlichen Auslegungen ausgesetzt sieht.
Daraus aber abzuleiten, das unsere Religionen, die grundsätzlich das Ideal eines friedlichen und liebevollen Miteinanders propagieren, abzuschaffen seien, weil Einzelne diese für ihre unlautere Zwecke missbrauchen und darum der Atheismus zum zukünftigen Leitmotiv zu erheben sei, erscheint mir allerdings mehr als fraglich zu sein.
Das Atheismus für mich einen recht fragwürdigen Ausweg bietet zeigt folgende Tatsache:
Der frühere Ostblock hat über Jahrzehnte ( drei Generationen lang) die Religion aus seinem Staat verbannt.
Nun kann ich nicht erkennen, dass man dadurch in jenen Gesellschaften einer besseren oder gar moralischeren Welt näher gekommen wäre als dies in religiös gefärbten Teilen der Welt der Fall ist.
Unsere Religionen sind vielleicht kein Garant für den Erfolg auf dem Weg in eine bessere Zukunft, aber sie dienen uns bisher als recht ordentliche Anleitungen für das Leben - manchmal in fremder Sprache, oft undurchsichtig und man muss den Kopf auch ein bisschen anstrengen.
Aber eine Anleitung, so mangelhaft sie einem im Moment auch erscheinen mag - und an der doch offenbar auch einige sehr kluge Köpfe gearbeitet haben müssen - einfach über Bord zu werfen ... das kann höchstens die zweitbeste Idee sein..