Anders als es MD_Tiger behauptet, müssen Atheisten nicht gezwungenermaßen an den Urknall glauben. Atheisten zweifeln die Existenz eines Gottes (oder vieler Götter) an, das hat mit dem Urknall erst einmal nichts zu tun.
Es gibt viele Gründe, wieso man Atheist sein kann.
Wenn man seinen Atheismus auf die Schlüssigkeit der Belege gründet, so schaut man sich die Belege für die Aussage verschiedener Theorie / Hypothesen genauer an.
Vielleicht sollte man sagen, dass Schöpfung (à la Genesis) und die Urknalltheorie nicht die einzigen Möglichkeiten sind. Aber wollen wir uns einmal nur auf diese beiden beschränken.
Für den Urknall spricht vieles, eine der besten Bestätigungen sind die Untersuchungen der kosmischen Hintergrundstrahlung, die mithilfe des Satelliten COBE gemacht wurden (die Forschung wird momentan mit dem noch genaueren Nachfolgesatelliten WMAP fortgesetzt).
Die Ergebnisse haben die Urknalltheorie in so überzeugender Weise gestützt, dass die Forschungsarbeiten u.a. mit dem Nobelpreis für Physik 2006 ausgezeichnet wurden.
Auf der offiziellen Seite der Nobelpreisstiftung gibt es dazu (wie in den letzten Jahren üblich) Hintergrundinformationen, die die ausgezeichneten Forschungsarbeiten erläutern.
Ich möchte dich ermutigen, dir das einmal durchzulesen. Es wird sehr gut dargestellt, wieso die COBE-Ergebnisse die Theorie so überaus stark stützen.
Die Seite findest du hier: http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2006/#
Hier ein direkter Link zu dem PDF für interessierte Laien: http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2006/info.pdf
Und hier das PDF für Fortgeschrittene: http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/2006/phyadv06.pdf
Beide Artikel sind lesenswert, stehen allerdings leider nur auf Englisch (oder Schwedisch), nicht auf Deutsch zur Verfügung.
Soviel zur Urknalltheorie*.
Wie sieht es nun mit Belegen für die Schöpfungsgeschichte aus?
Schlecht. Sie ist keine Theorie, macht keine Vorhersagen. Die Glaubwürdigkeit beruht auf der Autorität der Religion bzw. der Bibel. Nicht nur das, die Aussagen, die im Schöpfungsbericht gemacht werden, widersprechen dem momentanen Stand der Wissenschaft. So wird im Schöpfungsbericht z.B. zuerst die Erde geschaffen, erst viel später die Sonne. Dabei ist die Erde nach aktuellem Wissensstand wie alle anderen Planeten aus einer Akkretionsscheibe entstanden, die sich im einem frühen Stadium des Sonnensystems um die Sonne gebildet hat. Die Gravitationswirkung der Sonne ist für diesen Vorgang entscheidend. Ohne Sonne hätte das nicht funktioniert.
Das ist nur ein Problem von vielen.
Offensichtlich spiegelt der Schöpfungsbericht das kosmologische Weltbild der Babylonier wider, bei denen die Juden mehrere Jahrhunderte in Gefangenschaft waren. Der Bericht ist vermutlich in dieser Zeit entstanden.
Der Bericht ist in sich schlüssig, wenn man von der Kosmologie der Babylonier ausgeht. Die Erde ist von mehreren Sphären umgeben, an denen himmlische Objekte (Sonne, Mond, Sterne) befestigt sind. Diese Sphären trennen die Erde von einem Urozean (vgl. 1. Mose 1, 6).
So ergibt alles einen Sinn. Dass Gott die Sonne nach der Erde schaffen kann. Dass die Sterne nach der Sonne (die ja eigentlich auch ein Stern ist!) geschaffen werden können.
Das erklärt, wieso die Sonne in der Gideongeschichte im Buch Josua stillstehen kann, ohne die Eigenrotation der Erde abrupt abzubremsen. Das erklärt, wo das ganze Wasser für die Sintflut herkommt, und wieso es heißt, Gott habe "die Schleusen des Himmels" geöffnet.
Es gibt aber nicht nur physikalische Mängel im Schöpfungsbericht. Offensichtlich fehlen auch Kenntnisse über grundlegende biologische Zusammenhänge. Wie sonst kann es Pflanzen geben (3. Schöpfungstag), bevor es die Sonne gibt (4. Schöpfungstag)?
Achja, wir erinnern uns: Gott erschafft das Licht gleich zu Beginn (1. Schöpfungstag). Deshalb ist es wohl auch am 3. Tag noch hell, ohne dass es eine Sonne gibt.
Man fragt sich allerdings, wie es ohne Sonne überhaupt warm genug für Pflanzen sein kann...
EDIT: Wenn man einen Tag nun in 1.000 Jahre uminterpretiert (man fragt sich, wieso die Verfasser des Schöpfungsberichts dann nicht gleich 1.000 Jahre schreiben), dann wird diese biologische Komponente noch viel gravierender. Bäume und andere Pflanzen sollen 1.000 Jahre ohne Sonne existiert haben???
Fazit:
Es gibt sehr gute Gründe, wieso man bei momentanem Kenntnisstand die Urknalltheorie als sehr brauchbare wissenschaftliche Theorie anerkennen sollte.
Wieso der Schöpfungsbericht glaubwürdig sein soll, dafür kenne ich keine einleuchtenden Gründe.
Eine letzte Bemerkung: Neben dem jüdisch-christlichen Schöpfungsbericht gibt es noch zahllose weitere Schöpfungsmythen, die genauso glaubwürdig (bzw. unglaubwürdig) sind. Seltsamerweise werden alle diese anderen Schöpfungsmythen als lächerlich abgetan; oder nimmt hier heutzutage z.B. die Kosmogonie der Tongva ernst, in der die Schöpferkraft Quaoar die ersten Götter und dann gemeinsam mit diesen die ganze Schöpfung in die Existenz singt und tanzt?
Was macht den jüdisch-christlichen Mythos so viel glaubhafter als den Mythos der Tongva?
Vertrautheit. Wir kennen die Schöpfungsgeschichte seit wir klein sind.
Dadurch wird er aber nicht wahrer.
Gruß,
Zac
* Das Wort "Theorie" wird hier übrigens im Sinne einer wissenschaftlichen Theorie benutzt.
@antoniofabrini:
Eigentlich hab ich ja schon genug geschrieben, aber dein Beitrag ist so drollig, da muss ich noch was dazu schreiben.
1. Die "Naturgesetze über Information" wurden von Werner Gitt, einem Kreationisten vorgeschlagen und wenig glaubwürdig (Kritik an dem Konzept findet sich u.a. auf der Wiki-Seite zu Herrn Gitt); googelt man nach dem Begriff, so bekommt man fast ausschließlich christliche Seiten als Treffer, soviel zur allgemeinen Anerkennung...
2. Auch wenn Kreationisten es immer wieder behaupten, in der Evolutionstheorie geht es um biologische Evolution, nichts sonst. Schon allein deine "Evolutionskette" zeugt von deiner Unkenntnis der Naturwissenschaften. (Ein Wunder, dass du nicht auch noch die sonst bei Kreationisten übliche unwissenschaftliche Unterscheidung zwischen Makro- und Mikroevolution auftischst...)
3. Aber der Knaller ist dein Watson-Zitat!
Das ist Quote Mining der "besten" Sorte - aus dem Zusammenhang gerissen und sinnentfremdet. Hier kann man das Zitat im Gesamtzusammenhang lesen und bekommt noch weitere Hintergrundinfos (auf Englisch): http://members.cox.net/ardipithecus/evol/lies/lie031.html
Das lustigste ist jedoch, dass du behauptest, Watson hätte das in einem Nature-Artikel von 1989 geschrieben.
In Wirklichkeit ist das sinnentfremdete Zitat von 1929, also über 80 Jahre alt! Es wäre auch erstaunlich, wenn Watson das 1989 geschrieben hätte, er ist nämlich 1973 verstorben.
Warum müssen Evolutionskritiker zu solchen Methoden greifen, habt ihr keine besseren Argumente?