Frage:
Was ist Scientology?
2006-06-30 02:52:31 UTC
Was ist Scientology?
Drei antworten:
Eberhard
2006-06-30 09:04:56 UTC
Scientology wurde von L. Ron Hubbard (USA) vor etwa 50 Jahren gegründet und ist eine Heilslehre, die dieser durch Offenbarung erhielt. Hubbard war zuvor mit mehreren Versuchen, Erfolg im Wirtschaftsleben zu haben, gescheitert.



Knapp zusammengefaßt sagt sie, daß es Menschen zweier Ordnungen gibt - jene, die geistig hoch genug zur völligen Freiheit entwickelt sind (wie Tom Cruise ab Stufe 9, die "operierenden Thetane", die Elite), und jene die das nicht sind. Bei jedem Menschen finden sich Vorgänge, die das was er sein könnte verschütten und behindern. Davon gilt es sich zu befreien.



Man kann sich durch Methoden zu dieser völligen Freiheit entwickeln. Diese "streng rationalen" Methoden bietet - unter Berufung auf Wissenschaftlichkeit - Scientology an. Genuin christliche "Werthaltungen" sind also auch nur zum Teil dafür brauchbar: Scientologen sehen sich ein "Recht" auf Auserwähltheit kraft eigener Geisteskraft, ja eine Pflicht zur Herrschaft.



Dahinter steht eine ausgefaltete "Kosmologie", wonach die Erde vor vielen Millionen Jahren von Außerirdischen bewohnt wurde. Aus Platzmangel haben sie die Erde verlassen. Sie werden auch wiederkommen und haben Ron Hubbard eben ihre Botschaften übermittelt, wonach der die Welt vorbereiten solle. Scientology-Mitglieder der auserwählten Klasse bzw. in dieser erreichten Stufe heben sich in diese "Erobererschichte" hinein, die über alle anderen herrscht und herrschen wird. So wie bereits jetzt jene herrschen (können), die durch ihre Freiheit dazu in der Lage sind.



Praktisch hat das zu Erscheinungen geführt, wonach man Scientology sehr reale und pragmatische (also: skrupellose) "Machbestrebungen" vorwirft. In Deutschland sind sie somit als "Kirche" nicth zugelassen, auch wird ihnen vom Deutschen Verfassungsschutz "staatsgefährdende Bestrebungen" unterstellt wurde. In einzelnen Bundesländern wurden diese Einstufungen von Scientology mittlerweile erfolgreich bekämpft. In Österreich sind S. nicht verboten, als Verein, aber als Religionsgemeinschaft (was ihnen in den USA ja u.a. gewaltige Steuervorteile bringt) nicht anerkannt. In Kanada z.B. sind sie verboten.



Ihre erste, oberflächliche Tätigkeit erfolgt sehr oft in rein praktischen, an sich harmlosen, ja hilfreichen Angeboten, die als erstem Schritt nur die eigene Unvollkommenheit zum Thema haben: Heilmethoden (Streßabbau-Techniken) auf der Grundlage einer heute gar nicht wenig verbreiteten Sicht des Menschen in der Zweispaltung Geist-Körper, Unternehmensberatungen, Nachhilfeunterricht-Schulen, einfache "Dianetik-Tests" etc. - zum Teil in Form von Unternehmen, wo sie s. o. nicht angreifbar sind.



Unbezweifelt ist, daß Scientology über diese Wirtschaftstätigkeiten (im übrigen sind die angebotenen Kurse, ohne die keine Höherentwicklung möglich ist, oft sehr teuer) sehr großes Vermögen angesammelt hat. Natürlich hätte ein Anerkennung als Religionsgemeinschaft bedeutende steuerliche Vorteile, weil die Einkommen somit nicht steuerpflichtig wären.



Sehr unaufgeregt - so der Vorwurf von deutschen Verfassungsschutzexperten - entsteht über diese beratenden, schulenden Tätigkeiten, die sich die Sehnsucht, ja Gier nach Erfolg, nach Heil, oder einfach die Hoffnung auf Hilfe zur Krisenbewältigung, der Überwindung von Unzufriedenheit in Zusammenhang mit subtilem Glauben an die eigene Auserwähltheit (die ja nun machbar wird) zunutze machen, ein nicht unbeträchtliches Abhängigkeitspotential der bedauernswerten "Klienten." Nicht zuletzt über reale Kontaktnetze wechselseitiger Hilfe, was bis zu elitären Zirkeln erfolgreicher Menschen geht. Der deutsche Verfassungsschutz wirft Scientology u. a. deshalb vor, ein verborgenes Netz an Einfluß und Macht aufzubauen.



Die Einstufung als "Sekte" beruht u. a. auf Beobachtungen, daß die Exclusivität und Überlegenheit der Weltanschauung (lt. Eigensicht) sowie die Notwendigkeiten, sich von Hemmungen s. o. zu befreien, Mitglieder von S. immer mehr in psychischer Abhängiekti an die Gemeinschaften bindet. Weil sich Scientology selbst als im Widerspruch ja Kampf mit den Religionen begreift, fördert diese "Feindsicht" die Abgeschlossenheit und damit ein psychologisches Muster, wo das Selbst - in wachsender und bald permanenter Abwehrhaltung zur Umwelt - existentielle Angst hat, ohne diese Gemeinschaft nicht mehr bestehen zu können. Dazu kommt der Hintergrund s. u., wonach Gelingen und Höherentwicklung ausschließlich vom eigenen Verhalten abhängt. Diesen Selbststand - auf dem die christliche Personslehre beruht - in gelassenem Vertrauen der Wirklichkeit gegenüber müssen ehemalige Scientologen oft mühsam und langwierig wieder erlernen.



Die Ratschläge, die Scientology in seinen Proponenten gibt, scheinen auf den ersten Blick nämlich oft sehr rational und logisch. Und berufen sich nicht selten auf wissenschaftlich u. U. gar nicht falsche Einzelaussagen. Die aber in einen völlig neuen Gesamtzusammenhang gestellt werden.



Genau da setzt weitere fundamentale Kritik an: Reduziert man zwischenmenschliche (damit auch ökonomische) Vorgänge auf reine Funktionalität, so erfaßt man damit NICHT deren Gesamtheit und Sinn (Gemeinwohl ist mehr als zählbarer Erfolg). Das Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile. Vor allem ist mit solcher Erfolgs-Sachlichkeit das gefährdet, was gemeiniglich als "Menschlichkeit" bezeichnet wird. Denn für Scientology steht die Welt auf völlig rationalem und konstruierbarem Grund, wer diesen zuerst erfaßt hat auch das Recht auf Sieg.



Damit entspricht vieles der Lehren von Scientology dem, was man als "Rationalismus" bezeichnet. Zugleich ist das Offenbarungselement, die endgültige Heilserwartung die Scientology vertritt "religiöses" Element, das das Gemüt bedient.



Vieler Kritik an Scientology mangelt es somit leider oft an tieferer Begründung. Zumal der Rationalismus ist ja eine der heute weitverbreitetsten Weltsichten, wo Metaphysik (also eine Welterklärung, die die Einzelerkenntnisse deutet, in ein Insgesamt stellt, wie es die Religionen tun) als unwissenschaftlich abgelehnt wird.



Um Scientology zu kritisieren bedarf es also genauer Reflexion und Diskussion des Hintergrunds, also einer Gesamtdeutung der Welt. Wenn ohnehin der Lauf der Welt dem Starken das Überleben sichert ("survival of the fittest"), ja der Sinn, das Ergebnis der Evolutionsprozesse das Überleben des Starken ist - dann wird Starksein zum Recht. Denn wo läge die Begründung für Mitleid, Menschenwürde und Liebe? Auch Liebe ist nicht mehr im Personsein des Menschen begründet sondern in ihrem pragmatischen Zweck - dem Überleben, das in Gemeinschaft besser möglich ist. Gleichzeitig wird jede Abwehr legitim, wenn die eigene Stärke in Gefahr ist.



Im Sinne ihrer Kosmologie (transzendente, heilsbezogene Welterklärung - die Voraussetzung, als Religion anerkannt zu werden wie in den USA) gibt es seitens Scientology keine moralischen Bedenken, die wie im Christentum auf der prinzipiellen weil auf die Gottebenbildlichkeit zurückzuführende Würde aller Menschen beruhen würde. Erlaubt, ja gefordert ist was zum Ziel führt - denn Erfolg, Macht bedeutet eben selbstgeschaffene Auserwähltheit und Rettung. Mitleid wird überlebensgefährdende Schwäche.



Der Freiheitsbegriff selbst geht von einem möglich erreichbaren Ideal- und Heilszustand aus, der auch und sogar durch "mißratene Geistwesen" verhindert wurde und wird. Somit geht Scientology von einem Paradies aus, das auf Erden erreichbar wäre, ja erreicht werden muß - das Widersacher und Feinde kennt. Es zu erreichen liegt nur in unserer eigenen Verantwortung und Radikalität. Somit liegt der Druck Erfolg zu haben, die Notwendigkeit des Gelingens nur in der Hand des Einzelnen. Mißerfolg hat nur zwei Ursachen: Eigenes Versagen - oder Fremdverschulden. Beides ist zu beheben.



Damit steht Scientology in Unvereinbarkeit zur christlichen Weltsicht. Die die Erlösung des Menschen nicht von dessen "richtigem" Verhalten (im Sinne von Optimierung) abhängig sondern zum Geschenk macht, das man nur anzunehmen braucht. Sektenexperten der christlichen Kirchen behaupten deshalb, daß unter solchem Anspruch im Einzelnen enormer Druck zur Selbst- und Fremdkontrolle entsteht. Während das Christentum von der Welt "Gefallenheit" als Neigung zur Selbstverfehlung aussagt, deren Überwindung nicht im "Erfolg" liegt sondern im Kreuz (des nicht-verurteilenden Ertragens), wo Hoffnung in der Barmherzigkeit Gottes (und nicht in der Eigenleistung) begründet liegt. Weil das endgültige Ziel nicht in dieser Welt erreichbar oder gar als Paradies verlangt ist wird auch einem "Scheitern" in der göttlichen Vergebung sein Dorn genommen.



Diese oft als "simple Vertröstung" oder "Opium" bezeichnete Erklärung muß Scientology natürlich ablehnen.



Es bleibt jedem selbst überlassen, durch Prüfung der Realität die Plausibilität der Welterklärungen zu beurteilen.
mosi
2006-07-03 23:04:08 UTC
Das ist eine Sekte.Der wohl berühmteste Anhänger ist Tom Cruse.
Leon
2006-06-30 03:50:30 UTC
Scientology ist eine Sekte nach europäischen Erkenntnissen. In Amerika ist es eine Glaubensgruppe mit bekannten Vertretern wie z.B. Tom Cruise.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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