Ich habe mich natürlich mit den vier Evangelien ausgiebig, mehr noch als mit anderen Bibeltexten befasst, und auch mit dem "Thomas-", "Petrus-", "Judas-Evangelium sowie dem Protevangelium Jacobi (das in der griechischen Orthodoxie eine relative Anerkennung gefunden hat).
Wichtig ist mir festzuhalten:
1. Das überzeugendste Argument für das Fehlen der Kanonizität der von dir genannten und sonstigen außerkanonischen "Evangelien" ist das des objektiv unterschiedlichen Inhalts.
2. Alle "Evangelien", die kanonischen wie die außerkanonischen, tragen nicht die Selbstbezeichnung "Evangelium". Diese ist vielmehr von Markus 1,1 auf die anderen kanonischen "Evangelien" übertragen worden.
3. Sofern man aber mit dem späteren Sprachgebrauch diejenigen Schriften "Evangelium" nennt, denen eine Art Aufriss der Tätigkeit Jesu zugrunde liegt, gehört vor allem das "Thomas-Evangelium" NICHT dazu, das nur eine Sammlung von meist gnostischen Jesus-Worten enthält.
4. Gänzlich aus diesem Rahmen aber fällt das so genannte "Barnabas-Evangelium", das eine islamisierende Fälschung aus dem italienischen Raum des 14. Jhd. ist. Es ist frühestens um 1000 nC entstanden und damit nicht einmal "außerkanonisch" zu nennen.
Nur wer die vier Evangelien wirklich kennt, merkt den eklatanten Unterschied zu den außerkanonischen Schriften.