Ich räume zwar ein, dass Spiritualität auch Politik betrifft, bitte aber trotzdem darum, politische Fragen in der Kategorie Politik einzustellen.
Du meinst, wenn ein Mensch tötet, ist es schlecht, wenn aber der Staat das tut, ist es in Ordnung? Ich habe diese Ansicht schon öfter gehört, aber ich glaube nicht, dass sie dem Denken der Bevölkerung entspricht. Die Bevölkerung möchte nicht mit dem Tod bestraft werden. Du darfst Dir ja für Dich wünschen, dass der Staat im Falle eines von Dir verübten Verbrechens mit Dir so umgeht, aber mit welchem Recht forderst Du das darüber hinaus für andere?
Manche sagen, sie seien gegen Gewalttätigkeit, aber bei genauerem Hinhören merkt man, dass sie nur solange dagegen sind, wie es aus i h r e r Sicht keinen Grund dafür gibt. Dabei ignorieren sie, dass kein Gewalttäter gewalttätig ist, ohne dass es aus seiner Sicht einen Grund dafür gibt. Die Haltung "Ich töte nicht" finde ich verlässlicher als die Haltung "Ich töte nicht, solange ich keinen Grund dafür sehe", denn letztere Haltung besagt: "Wenn ich einen Grund dazu sehe, dann töte ich." Es soll auch Leute geben, die für Meinungsfreiheit sind - außer gegenüber denjenigen, deren Meinung nicht mit ihrer eigenen übereinstimmt. Letztere sind aus ihrer Sicht "Schmonzetten-Quatscher", die nicht "zu ihrer wirklichen Meinung stehen".
Was aber viel wichtiger ist: Du glaubst, dass Mirco tot ist, während ich glaube, dass er lebt. Loki glaubt, dass seine Tochter tot ist, während ich glaube, dass sie lebt. Du glaubst, dass die Existenz eines Menschen an die Existenz seines materiellen Körpers gekoppelt ist, während ich glaube, dass der Mensch eine ewige Seele ist, die sich wann immer und so oft sie will entscheiden kann, einen sterblichen Körper anzunehmen und damit die Illusion von Sterblichkeit zu erfahren. Du glaubst, dass Mirco und Lokis Tochter Produkte einer unpersönlichen, ungeplanten Evolution waren, während ich glaube, dass sie Teil einer planvollen Evolution sind, in welcher eine der unumstößlichen Randbedingungen lautet, dass es zwar die Illusion des Todes, aber keinen Tod gibt. Du glaubst, dass den beiden etwas geschehen ist, das nicht hätte geschehen dürfen, während ich glaube, dass jeder Mensch seine Erfahrung selbst erschafft und die Großartigkeit des Plans darin besteht, dass jeder genau die Erfahrungen "bekommt", die er wählt, seien sie aus der Sicht anderer gut oder schlecht. Du glaubst, dass die beiden ihren Mördern den Tod wünschen würden, während ich glaube, dass sie gegenüber ihren Mördern Dankbarkeit empfinden, weil diese im vergangenen Akt des Spiels der Erschaffung von Erfahrungen mitgespielt haben, obwohl ihre Rolle ziemlich brutal war. Du glaubst, dass das Töten eines Menschen wegen seiner Taten sinnvoll ist, während ich glaube, dass das Töten eines Menschen wegen seiner Taten so sinnvoll ist, wie das Töten eines Schauspielers wegen seiner Rolle.
Man könnte diese Liste der Unterschiede noch fortsetzen, aber was ich damit sagen will, ist: Aufgrund Deiner Vorstellungen vom Tod kommst Du zu bestimmten Schlussfolgerungen. Aber was, wenn der Tod ganz anders ist, als Du oder gar als die Mehrheit der Bevölkerung ihn versteht? Könnten dann die Schlussfolgerungen nicht völlig andere sein? Ich will nicht behaupten, dass meine Vorstellungen vom Tod richtig sind (auch wenn ich das glaube), aber ich sehe auch nicht ein, warum auf der Grundlage bestimmter ideologischer Vorstellungen Gesetze gemacht werden sollten, die dann auch für jene gelten, welche dieser Ideologie gar nicht anhängen.
@ERLE: lavander hat gefragt, ich habe geantwortet mit dem, was mir am plausibelsten erscheint. Was hast Du dagegen einzuwenden? Du darfst gerne eine andere Sicht vertreten und es ist ganz Deine Entscheidung, wie Du meine Äußerungen aufnimmst. Wenn Du angesichts dessen "was ich von mir gebe" Unbehagen wählst, bekommst Du Unbehagen und damit die Erfahrung, dessen, was Du wählst. Ist das nicht toll? (Nicht dass ich Dir Unbehagen wünsche, aber ich finde es toll, dass jeder bekommt, was er wählt.)
@braller: Ich habe Gott (ausnahmsweise) nicht erwähnt und schon gar nicht, dass es Gottes Plan sei, was Mörder tun. Für einen Gott, der das geplant hat, was manche Menschen aus ihrer Freiheit machen, könnte auch ich mich nicht begeistern - für einen Gott, dem Freiheit so wichtig ist, dass er sie selbst dann nicht beschränkt, wenn Menschen sie missbrauchen, dagegen schon. Auch habe ich Töten nicht verteidigt, sondern mich klar gegen das Töten ausgesprochen - allerdings auch gegen das Töten jener, die ein gewisser "braller" als Freiwild betrachtet und Orden für ihre Tötung verleihen würde. Wir sehen den gleichen Film, aber Du siehst Täter und Opfer, während ich Schauspieler sehe. Ja, ich habe wirklich überhaupt kein Interesse an Strafe und wüsste auch nicht, wozu es gut sein sollte, wenn jemand etwas tut, von dem er will, dass andere es nicht tun. Aber atheistische Logik ist eben manchmal unergründlich...