Ich bin kein Zeuge Jehovas, und deshalb kann ich Dir nicht sagen, welche Bedingungen bei den ZJ an die Taufe geknüpft werden. In allen christlichen Kirchen ist es jedoch so, daß Bedingungen da sind, wenn ein Erwachsener getauft werden will. Will man katholisch getauft werden, dauert das Katechumenat (die Taufanwartschaft inklusive Belehrung) normalerweise ein Jahr. Danach muß der Katechumene ausreichend belehrt sein und dem Priester das Glaubensbekenntnis, das ihm gelehrt wurde, wiedergeben können und begründen und erläutern können. Das ist etwas ganz Normales und auch gut so.
Jede christliche Gemeinschaft hat für sich aus der Bibel definiert, was die Bedingungen sind, und daher wirst Du wohl auch nur von Zeugen Jehovas erfahren können, was hier Sache ist.
Ich kann Dir also nur sagen, wie ich die Taufe verstehe. Mit der Taufe gehst Du den Bund mit Gott ein. Sie ist ein äußeres Zeichen dafür, daß Du Dich von der Sünde in all ihrer Form abgewendet und Jehova zugewendet hast. Daß Du Dich bemühst, seine Gebote zu halten und daß Du zu Christus aufblickst, damit er Dich von Deinen Sünden reinigt, und zwar sowohl von der Schuld, die auf Dir lastet, als auch von dem Wunsch zu sündigen. Der alte Mensch stirbt symbolisch in der Taufe, und wird mit Christus begraben.
Daher kann nur jemand getauft werden, der Früchte der Umkehr zeigt.
Gleichzeitig verspricht Gott Dir, dass in der Taufe Deine Sünden abgewaschen werden und Du als Kind Gottes neu (bzw. von oben, Joh 1:12,13) geboren bist. Du bist "eine neue Kreatur". Er verspricht Dir auch, daß Du mit Christus in Herrlichkeit auferstehen wirst und Miterbe Jesu sein wirst. Ebenso verspricht er Dir, daß Du den Heiligen Geist empfangen wirst.
Die Bedingung ist jedoch, daß Du an Christus festhälst, denn wie uns der Hebräerbrief belehrt, wer sich dann abwendet, für den gibt es keine Sühne mehr.
Als drittes nimmst Du durch die Taufe den Namen Christi auf Dich und wirst ein Mitglied des Volkes Gottes. Als "Hausgenosse" Gottes lebst Du mit und in einer Gemeinschaft und mußt auch mit dieser Gemeinschaft und ihren Regeln leben können. Christ ist man nie als Einzelwesen. Deswegen mußt Du mit der Gemeindedisziplin und der Lebensweise der Gemeinschaft klar kommen, sonst wirst Du Dich abwenden, wahrscheinlich nicht nur von der Gemeinschaft sondern auch von Christus.
Daher ist es wichtig, sich nicht leichtfertig taufen zu lassen. Und deshalb ist es den ZJ auch um so wichtiger, daß Du lehrmäßig "auf Schiene" bist.
Ich weiß nicht, was die Fragen sind, die Dir gestellt werden, und ich weiß nicht, was Du für Unsicherheiten hast und wo Du kleine Fehler machst. Wäre ich an Deiner Stelle, so würde ich mir die Fragen besorgen und dann dazu ganz gezielt die Schrift durchforschen, und mir parallel dazu die "richtigen" Antworten hernehmen. Wenn Du die "richtigen" Antworten auch selbst aus der Schrift ableiten kannst und sie wirklich verstehst, dann bist Du bereit zur Taufe. Wenn Du aber nach der Erforschung der Schrift diese "richtigen" Antworten nicht als DEINE richtigen Antworten geben kannst, dann solltest Du Dich entweder nicht bei den ZJ oder NOCH NICHT bei den ZJ taufen lassen, je nach dem, ob Du zu der Überzeugung kommst, daß die "richtigen" Antworten tatsächlich richtig sein können, oder nicht.
Das ist, was die Beröer taten, als sie die Schrift erforschten, um zu sehen, ob es sich so verhielt, wie ihnen gepredigt worden war.
Ich möchte Dir jedenfalls mitgeben, daß nicht alle christlichen Gemeinschaften "lau" geworden sind. Auch andere haben hohe Werte, Moral und Sittlichkeit. Auch in anderen Gemeinschaften kann man ausgeschlossen werden, wenn man Gottes Gebote bricht und nicht umkehren will. Auch andere sind - nach ihrem besten Verstehen - der Bibel treu. Auch so manche, die Du wohl als "lau" bezeichnen würdest und die die Gebote Gottes anders verstehen als Du (z.B. manche Lutheraner, für die vorehelicher Sex kein Problem ist und die sich für Homo-Ehe stark machen) tun das aus IHREM Verständnis der Schrift und haben, wenn Du mit den informierteren diskutierst, ihre guten biblischen Gründe dafür.
Ich stimme diesen Gründen nicht zu, aber ich würde nicht wagen, mich als besser hinzustellen als sie. Das wäre für mich gleichbedeutend damit, sie zu richten. Und gerade das hat Christus verboten. Er sagt: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet."
Es wäre für mich auch gleichbedeutend damit, mich meiner Rechtschaffenheit zu rühmen, wo doch nur Christus sich rühmen kann. Der Apostel Paulus hat das sehr deutlich gemacht: Da wir doch auf die Gnade Christi angewiesen sind, wie kann ich mich meiner Werke rühmen?
Wie kann ich überheblich sein und sagen, ich oder meine Leute wären besser als andere?
Ja, mag sein, daß ich - aus meiner Sicht! - die Wege des Herrn besser verstehe. Aber das bedeutet nicht, daß ich besser bin als sie. Und ich bete, daß Gott ihnen allen gnädig sein möge. Das gebiete die Nächsten- und Feindesliebe. Wie kann ich, der ich der Hölle durch Christus Jesus entronnen bin, nicht beben und zittern beim Gedanken, daß jemand die Gnade Gottes ablehnen könnte und Verdammnis über sich bringt?
Und so lange jemand dieses grundlegende christliche Verständnis nicht deutlich zeigt, würde ich ihn nicht zur Taufe zulassen.