Zu den bekannten Götterwelten des antiken Polytheismus zählen die der sumerischen Götter; der babylonischen Götter, der assyrischen Götter, der Götter Kanaans und Ugarits, der griechischen und römischen Götter; der ägyptischen Götter, die skandinavischen Aesir und Vanir, die keltischen Götter, Göttersysteme der Balten, Finnen, Slawen, Orisha, Yoruba, die Götter der Maya und Azteken. Heute bezeichnet man die meisten historischen polytheistischen Religionen als Mythologie. Vielfach sind auch, wo die Überlieferung nur mündlich gepflegt wurde wie bei den Kelten, nur Namen und wenige Bemerkungen in Texten benachbarter Kulturen erhalten.
Nur wenige Religionen des Altertums waren nicht polytheistisch. Dazu zählen das monotheistische Judentum und Christentum, der dualistische Zoroastrianismus sowie der Mithraismus.
Dagegen herrschte bei nahezu allen Stämmen und Völkern der Frühzeit die Vorstellung, dass es viele Götter und Göttinnen gebe. Bereits eine sumerische Götterliste aus der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends umfasst rund 1000 Götternamen, die vor allem verschiedene Kräfte der Natur repräsentieren.
Warum die Menschen der Frühzeit in ihren Bemühungen ihre Umwelt und ihr Schicksal zu verstehen und zu bewältigen eher einen Pantheon von Göttern und Göttinnen aufbauten, als an einen einzigen Gott zu glauben, kann man exemplarisch illustrieren an einem mesepotamischen Mythos, der komplett auf einem Keilschrifttäfelchen ca. aus dem Jahr 1700 v. Chr. zu finden ist. Fragmente dieses Mythos findet man aber auch noch auf Resten von Täfelchen aus der Zeit 700 v. Chr. - er ist also mindestens 1000 Jahre lebendig geblieben. Die Götter beauftragten den Pestgott Namtar die Menschen zu vernichten. Dieser begann sie mit der Pest zu töten. Ein Gott aber, der Mitleid mit den Menschen hatte, nämlich Enki, verriet dem Menschen Atrachasis ein Ritual, mit dem sie die Seuche besiegen können. Die Menschen sollen von allen Göttern ausschließlich den Pestgott Namtar verehren und nur ihm opfern und zwar bis er, überschüttet mit Opfern, von seinem tödlichen Tun ablässt. So geschieht es. Dank der Opfer lässt der Pestgott von seinem Wüten ab und die Menschheit lebt weiter. Nun beschließen die Götter, dass der Regengott Adad es nicht mehr regnen lassen soll und die ihm zugeordnete Korngöttin Nisaba kein Korn mehr wachsen lassen soll. So geschieht es. Und wieder verrät der Gott Enki dem Atrachasis das rituelle Gegenrezept: Nun verehren und opfern die Menschen allein Adad und Nisabe, und zwar bis Regen fällt und die Vegetation wieder auflebt. Dieser Mythos zeigt die Ursache für den Polytheismus. Die Menschen in ihrer Sorge, Gefahren wie Seuchen abzuwenden und lebensspendende Zustände wie Regen, Sonne oder Fruchtbarkeit der Pflanzen und Tiere aufrecht zu erhalten, suchen Wege, dies durch magische und rituelle Handlungen abzusichern und stellen sich für das jeweilige Problem Götter und Göttinnen als ansprechbare und beeinflussbare personale Wesen vor. Einige der Völker stellen sich die Götter in Menschengestalt vor (anthropomorph), einige in Tiergestalt (zoomorph), einige in beiden Gestalten und teilweise auch als Mischwesen. (Schon in den Felszeichnungen als ältesten Zeugnissen menschlicher Bilddarstellung gibt es Tierdarstellungen, Menschendarstellungen und vereinzelt Mischwesen.) Im mesepotamischen und im kanaanitischen Pantheon haben die Götter und Göttinnen fast durchgehend Menschengestalt. Tiergötter und Menschtiermischwesen finden sich dagegen stark vertreten in Ägypten und im amerikanischen Kulturkreis.
In vielen Zivilisationen neigten die Götterwelten dazu, mit der Zeit anzuwachsen. Gottheiten, die zunächst zum Schutz bestimmter Städte oder Plätze angebetet wurden, wuchsen mit der Vergrößerung der Reiche zu mächtigen Nationalgöttern heran. Eroberungen konnten zur Unterordnung eines älteren Pantheon in der besiegten Kultur führen, bis ein neueres entstand, wie in der griechischen Titanomachie und vielleicht auch bei Aesir und Vanir in Skandinavien. Kultureller Austausch konnte dazu führen, dass "die gleiche" Gottheit an zwei Orten unter unterschiedlichen Namen verehrt wurde, wie es bei den Griechen, Etruskern und den Römern der Fall war. Ähnliches geschah bei der Einführung von Elementen einer "fremden" Religion in einen lokalen Kult, als die ägyptische Osirisreligion nach Griechenland gebracht wurde.
Erdichten, Erschauen, Import von Göttern
Es ist zu vermuten, dass die Gründe für den Import von Göttern und Mythen die gleichen sind, wie die Gründe für das bewusste "Erdichten" oder das "Erschauen" von Göttern und deren Funktion und Geschichten in erinnertem Traum oder Visionen und Trance - seien sie bewusst oder unbewusst hervorgerufen durch Schlaf, Zeremonien, Meditationstechniken, Hunger (Fasten), Drogen, überlangem Wachen (Schlafentzug) oder auch Krankheiten (z.B. Fieberträume oder Fehlfunktionen des Gehirns). Insbesondere dem Erdichten kommt wohl allerdings eine größere Rolle zu, als gemeinhin angenommen wird.