Gott ist gerecht. Nur, da er Gott ist, heißt das nicht, dass er mit menschlichen Maßstäben misst. Wir vergessen das immer, wir möchten immer Gott in unser menschliches Denken, unser Schema pressen. Aber dann wäre er nicht mehr Gott. Dann wäre er höchstens ein Gott, den wir uns selbst zurechtbasteln, und was für ein Gott wäre er dann?
Das Beispiel mit der Sintflut wird ja oft zitiert, wurde es hier ja auch schon.
Aber was ist denn z.B. mit der Geschichte von Sodom und Gomorrha? Abraham hatte seinen Neffen Lot dorthin ziehen lassen, und als Gott Abraham sagte, er wolle die Städte vernichten, weil sie so böse seien, "handelte" Abraham Gott herunter: er fing bei fünfzig an und bekam 10! Sprich: Gott wollte zuerst alles vernichten, aber Abraham sagte, "Könnte ja sein, dass du dort fünfzig Menschen findest, die nicht böse sind." Und Gott sagte, "Ok, wenn ich fünfzig solche Menschen finde, werde ich beide Städte verschonen." Und dann handelte Abraham weiter, bis Gott sagte, "Wenn ich 10 Gerechte finde, werde ich die Städte verschonen." Ist das vielleicht rachsüchtig?
Oder die Geschichte von Jona, der nach Ninive gehen sollte und der Stadt verkünden, dass Gott sie vernichten würde, weil die Menschen dort so sündig lebten. Am Ende war es so, dass die Niniviter ihre Sünden bereuten und dass Gott sie verschonte, weil sie ihm leid taten! Ich liebe diese Geschichte, weil sie so viel zeigt von unserem menschlichen Denken und von Gottes Größe. Lies doch mal nach im Buch Jona, es ist eine faszinierende Geschichte (und auch nicht sehr lang).
Du fragst, ob Gott eine Vorliebe hat, die Menschen zu verdammen. Ein ganz klares NEIN! Gott liebt die Menschen, sonst hätte er sie ja nicht gemacht. Wenn Gott rachsüchtig wäre, hätte er es ja auch gleich ganz sein lassen können mit den Menschen und Noah und seine Familie auch platt machen. Stattdessen macht er einen neuen Bund mit Noah und verspricht, die Erde nicht mehr zu vernichten, auch wenn die Menschen böse sind.
Es ist halt so eine unbequeme Vorstellung, dass der Mensch eben nicht "edel, hilfreich und gut" ist. Wer will das schon gerne hören? Aber wenn wir uns mal umgucken, sieht es doch so aus, oder? Warum würden wir uns sonst so gerne gegenseitig die Köpfe einschlagen, und zwar nicht nur im übertragenen Sinn? Wenn wir alle so edel und gut wären, dann dürfte es ja viele Ungerechtigkeiten überhaupt nicht geben!
Also, obwohl wir Menschen täglich, stündlich gegen Gottes Gebote verstoßen, liebt er uns trotzdem! Ich finde das schon mal irre. Ich bin nämlich auch Mutter, und ich habe drei Kinder, und wenn ich mir vorstelle, die würden jeden Tag in einer Tour gegen das verstoßen, was ich ihnen sage (kommt eh schon oft genug vor!) - also ich sag dir, ich würde ja sowas von ausrasten! Kann doch keiner von uns haben, oder, wenn ihm ständig auf der Nase rumgetanzt wird!
Aber Gott sagt trotzdem: meine Tür ist immer offen für dich - du darfst kommen, egal wer du bist, egal was du vorher getan hast, es soll alles vergessen sein!
Ich finde das unglaublich gnädig! Ich weiß nicht, ob ich z.B. Mördern vergeben könnte. Gott kann das!
Natürlich gibt es bei Gott auch ein "zu spät", und das sagt er in seinem Wort ganz klar. Eines Tages wird abgerechnet. Darüber gibt es in der Bibel auch keine Unklarheiten. Es steht ganz klar an mehreren Stellen, dass eines Tages Jesus wiederkommen wird und dass dann alle Menschen vor Gott stehen und mit ihren Taten konfrontiert werden. Und natürlich ist klar: keiner von uns kann vor Gott bestehen, denn wir alle sind Sünder, ob wir nun Christen sind oder nicht!
Und jetzt kommts: Statt dass Gott einfach alle über die Kante kippen lässt, gibt er uns die Chance - die freie Wahl: Wer im Leben mit Jesus gelebt hat, für den gibt es auch ein Leben mit Jesus nach dem Tod! Wer mit Jesus gelebt hat, der kann vor Gott bestehen, weil Jesus die Schuld auf sich genommen hat, stellvertretend für die Menschen. Ich finde das einen fairen Deal, du nicht? Jeder kann es sich selbst aussuchen, jeder kann frei "ja" oder "nein" sagen. Jeder sollte sich aber auch über die Konsequenzen im Klaren sein, und dann kann man sich hinterher auch nicht beschweren!
Natürlich hab ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Ich weiß z.B. nicht, was macht Gott mit denjenigen, die auf der Erde so vielen Menschen Gutes getan haben und sich so gut wie möglich an die 10 Gebote gehalten haben, aber ohne wirklich an Gott zu glauben? Ich habe nämlich eine gute Freundin, die ist für mich -obwohl sie nicht an Gott glaubt - ein absolutes Vorbild, weil sie wirklich praktisch Nächstenliebe übt. Ich habe sie schon ganz oft in den Gottesdienst eingeladen, aber leider ist sie bisher nur ein Mal mitgekommen. Sie sagt immer, morgens kriegt sie das nicht auf die Reihe. Aber ich glaube, dass Gott barmherzig ist, bei aller Strenge. Ich glaube, dass wir Menschen Gott nicht 100 Prozent erklären können, und dass niemand vorhersagen kann, wie Gott das letztendlich handhaben wird. Aber wenn wir das könnten, wäre er ja auch nicht Gott, oder? So hoffe ich einfach für meine Freundin, und für viele andere Menschen, dass sie noch einen Weg zu Gott finden, oder dass Gott einfach so lange mit dem Jüngsten Gericht wartet, bis so ziemlich jeder Mensch kapiert hat, dass es das Beste überhaupt ist, mit Gott zu leben. :-))