Nee,ganz so ist das nicht !!
Lies mal das hier:
Hauptsächlich in den USA existiert eine umfangreiche medizinsoziologische Forschung, die seit vielen Jahren belegt, dass ein religiöser Glaube und das Gebet die Gesundheit und das Altwerden positiv beeinflussen. Um ein ganz nüchternes Ergebnis zu nennen, das 1999 in einer renommierten Fachzeitschrift erschienen ist: 20-jährige US-Amerikaner haben, wenn sie einmal pro Woche den Gottesdienst besuchen, eine um 6,6 Jahre höhere Lebenserwartung als diejenigen, die nie einen Gottesdienst besuchen. Wenn sie weniger als einmal in der Woche zur Kirche, Synagoge oder Moschee gehen, leben sie immerhin noch 4,4 Jahre länger als Gottesdienst-Abstinenzler (Hummer et al. 1999). Ganz ähnlich waren die Befunde, als man den Einfluss regelmäÃigen Betens untersuchte.
Mit Recht hat Berhard Grom (2001) darauf hingewiesen, dass zum Gesundheitsplus der Gottesdienstbesucher und regelmäÃigen Beter wahrscheinlich – über den irrational-metaphysischen Bereich hinaus – drei Faktoren beitragen:
1.Das Gesundheitsverhalten: Gottesdienstbesucher rauchen tendenziell weniger, trinken weniger Alkohol und nehmen seltener Drogen.
2. Soziale Unterstützung: Gottesdienstbesucher haben durch den gemeinsamen Glauben einen erweiterten Freundeskreis, der besonders in Krisenzeiten Unterstützung bietet.
3. Belastungsbewältigung durch Glauben: Spezielle Studien haben nachgewiesen, dass ein lebendiger Glaube dazu befähigt, emotionale Belastungen besser zu verarbeiten und damit auch das Immunsystem weniger zu beanspruchen.
Es scheint, dass Wohlbefinden und Langlebigkeit durch Gebet und Glaube statistisch signifikant ansteigen. Dr. Herbert Benson (1997), Mediziner an der Harvard University, fand heraus, dass wiederholtes Gebet und die Abweisung störender Gedanken körperliche Veränderungen in Gang bringen, die Entspannung bewirken. Diese Entspannung ist nach seiner Untersuchung eine gute Therapie bei der Behandlung von verschiedenen Leiden wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, chronischen Schmerzen, leichten bis mittleren Depressionen und anderen Erkrankungen.
Die amerikanische Stressforscherin Esther Sternberg bestätigte Bensons Befunde und beschrieb zwei Mechanismen, wie das persönliche Gebet die Körperphysiologie positiv beeinflusst: Sich abseits der Alltagshektik in ein Gebet zu versenken reduziert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol – und das stärkt die Körperabwehr. AuÃerdem festige ein Botenstoff, der zwischen dem Immunsystem und den Hirnzellen vermittelt, diesen Effekt (Sternberg 1998).
Eine folgenreiche Untersuchung wurde 1988 von einem evangelikal orientierten Mediziner publiziert. Zwischen August 1982 und Mai 1983 wurde an der University of California an 393 Patienten eine provozierende Studie über die Auswirkungen des Fürbittgebets durchgeführt (Byrd 1988). Die Patienten mit kurz zuvor erlittenem Herzinfarkt wurden in eine Herzüberwachungsstation eingewiesen und in einer prospektiven, randomisierten und doppelblind geführten Studie in ein Protokoll aufgenommen, d.h. sie wurden nach Zufallsprinzip ausgewählt und laufend protokolliert, und weder Arzt noch Patient wussten, welcher Kategorie der Patient zugeteilt war. Für die 192 Patienten der Behandlungsgruppe wurde von Menschen auÃerhalb des Krankenhauses gebetet. Die zu erfüllenden Kriterien für die Betenden waren, christlich getauft zu sein und aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen. Jedem Patienten, für den gebetet wurde, teilte man drei bis sieben Beter zu, denen als einzige Information ein Name und der Gesundheitszustand des Patienten mitgeteilt wurde. Diese Gruppe traf sich täglich einmal zum Fürbittgebet. Die Kontrollgruppe von 201 Patienten erhielt bis auf das Gebet eine identische Behandlung. Die klinischen Parameter der Behandlungsgruppe (BG), bei der die durch Gebet betreute Gruppe wesentlich besser gegenüber der Kontrollgruppe (KG) abschnitt, waren Herzleistungsschwäche (BG 8 Prozent, KG 20 Prozent), Verbrauch von Medikamenten zur Kreislaufentwässerung (BG 5 Prozent, KG 15 Prozent), Herzstillstand (BG 3 Prozent, KG 14 Prozent), Lungenentzündung (BG 3 Prozent, KG 13 Prozent), Antibiotika-Verbrauch (BG 3 Prozent, KG 17 Prozent) und künstliche Beatmung (BG 0 Prozent, KG 12 Prozent) Summe der Komplikationen (BG 15 Prozent, KG 27 Prozent).
Um den zahlreichen Kritiken auf diese Untersuchung zu begegnen, wurde ein Jahrzehnt später eine methodisch modifizierte Untersuchung mit einem vergleichbaren Versuchsaufbau durchgeführt (Harris, et al. 1999). Hier wurden 990 Patienten zufällig in eine Behandlungs- und Kontrollgruppe eingeteilt, ohne dass Patienten oder die Ãrzte von der Studie wussten. Das Ergebnis entsprach in etwa den Ergebnissen von Byrd – die Behandlungsgruppe schnitt bei verschiedenen relevanten MessgröÃen mit 11 Prozent besseren Werten ab. Die Forscher sehen in einem Fürbittgebet eine effektive Ergänzung zur Schulmedizin, ohne seine Wirkung erklären zu können.
Können Gebete auch den Erfolg einer In-Vitro-Fertilisation beeinflussen? In einer streng methodisch aufgebauten Studie wurden die Daten von 199 Koreanerinnen untersucht, die sich alle derselben IVF-Behandlung unterzogen (Cha, Wirth & Lobo 2001). Für eine zufällig ausgesuchte Behandlungsgruppe wurden gläubige Christen aus Nordamerika und Australien gewonnen, die drei Wochen lang fürbittend um die Erhöhung der Schwangerschaftsrate beten sollten. Jede Gebetsgruppe erhielt als einzige Information das Gebetsanliegen und Fotos von fünf zufällig ausgewählten Frauen der Behandlungsgruppe. Das nüchterne Ergebnis: die Schwangerschaftsrate lag bei der Behandlungsgruppe bei 50 Prozent, bei der Kontrollgruppe bei 26 Prozent. Zusätzliches, erstaunliches Nebenergebnis: Anzahl der Mehrlingsschwangerschaften in der Behandlungsgruppe 17 Prozent, in der Kontrollgruppe 4,9 Prozent. Das nüchterne Fazit dieser Studie – Auswirkungen von Placebo-Effekten und Glaubenserwartungen schlossen die Forscher aufgrund des streng methodischen Aufbaus aus: Fürbittgebete haben eine signifikante Wirkung bei einer IVF-Behandlung.
An diesem Forschungsaufbau kritisierte der bekannte amerikanische Religionsforscher Harold Koenig jedoch schwerwiegende wissenschaftliche und theologische Mängel. Die Studie messe eher die Wirksamkeit übersinnlicher Wahrnehmung als die des Gebets. Weil davon ausgegangen werden müsse, dass auch Freunde für die Patientinnen der Kontrollgruppe beten würden, überprüfe die Studie die theologisch fragwürdige These, ob Gott eher auf zehn als auf fünf Fürbittgebete antworte (Kuzma (2002). Koenigs Zweifel haben von anderer Seite Unterstützung erhalten: wegen des Vorwurfs der Datenmanipulation hat die Fachzeitschrift, die diese Studie veröffentlicht hat, kürzlich aus ihrem Online-Archiv entfernt.
Kein Wunder, dass solche erstaunlichen Ergebnisse kritische Diskussionen nach sich ziehen, aber auch zur Nachahmung anspornen. Dabei sind auch abenteuerlich anmutende Studiendesigns entwickelt worden: Vermag das Fürbittgebet sich gar rückwirkend – so verwegen können vielleicht nur Juden denken – auf Krankheitsverläufe auswirken (Leibovici 2001)? Ein israelischer Medizinprofessor hatte die Akten von 3393 Blutvergiftungsfällen aus den Jahren von 1990 bis 1996 nach dem Zufallsprinzip in zwei Hälften geteilt. Für die „Behandlungsgruppe“ wurde im Jahr 2000, also rückwirkend um Genesung und Wohlbefinden gebetet. Die nackten Zahlen zogen erbitterte Protestschreiben an das renommierte Wissenschaftsjournal, in dem die Studie erschienen war, nach sich: die Erkrankungen der Personen der Behandlungsgruppe verliefen geringfügig seltener tödlich, sie litten deutlich kürzer an Fieberschüben und waren schneller aus dem Krankenhaus entlassen worden. In dieser Studie prallen theologische und naturwissenschaftliche Axiome aufeinander: Während „Gott nicht an die lineare Zeit wie wir gebunden ist“ (Leibovici 2001, 1450), sind Zeit und Raum Grundkoordinaten des rationalen Denkens, deren Aufgabe jede Wissenschaft überflüssig machen würde. Die provozierende Studie macht immerhin deutlich, wie weit heutzutage ein wissenschaftliches und ein gläubiges Weltbild auseinadergedriftet sind – und wie viel Ãbersetzungsarbeit nötig ist, um das Gespräch zwischen beiden wieder zu intensivieren.
Gerade wegen ihrer teilweise brüskierenden Ergebnisse bleibt die Gebetsheilung ein brisantes Forschungsthema. Derzeit werden - neben anderen – zwei Langzeitstudien von der Templeton-Stiftung finanziell unterstützt, die vertiefende Einsichten in die Zusammenhänge zwischen Religiosität und Gesundheit versprechen. In einer Studie des „Vergebungs-Instituts“ von Robert Enright wird die Auswirkung des Vergebens auf Herzinfarktpatienten untersucht. Dazu erlernt die Behandlungsgruppe in einem 12-wöchigen Programm die vom Institut entwickelte Vergebungsmethode (Enright & Coyle 1998, Enright & Exline 2000). Es wird erwartet, dass die Gruppe, die besser zu vergeben gelernt hat, weniger wütend und ängstlich ist und hoffnungsvoller als die Kontrollgruppe ist, d.h. Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden als auch im körperlichen Gesundheitszustand festzustellen sind.