Hier ist tatsächlich die Frage interessanter, ob solche Vergleiche sinnvoll und legitim sind, als der Vergleich an sich, denn die Zahlen sind relativ klar, und niemand dürfte mit dem Finger auf den anderen zeigen.
Dennoch kann ich verstehen, wie es dazu kommt, denn es macht wütend, erleben zu müssen wie der Intellekt der YC-User in der Rubrik "Religion und Spiritualität" immer wieder durch generalisierende Äußerungen über Religion beleidigt wird,
die zum Inhalt haben, das sie Ursache für alle Kriege, Mord und Totschlag rund um den Globus, und überhaupt alleiniger Urheber schrecklichster Greuel seit Menschengedenken ist,
ohne den die Menschen längst in Frieden leben würden.
Dabei wird häufig impliziert, dass Atheismus viel besser ist. Ein Hort des Friedens.
Kommt man dann auf Opferzahlen zu sprechen, ist das plötzlich nicht zulässig, weil es keine Opfer im Namen des Atheismus waren, sondern das ganze eine Folge von Personenkult, Entartung und rigoroser Machtbestrebungen. (Als ob es bei Religionen nicht auch so wäre..)
Der Punkt ist nur der: wenn RELIGION die Ursache zahlloser Todesopfer, Kriege und Greueltaten ist,
dann hätte es in Staaten zu Zeiten wo Religionsausübung verboten war, wo dieser Faktor in der Gesellschaft ein Schattendasein führte, wo Religion "weg" war, keine Todesopfer und Greueltaten mehr geben dürfen, oder verstehe ich da was falsch?
Wenn Atheismus so viel besser ist, und die Welt vom Unheil erlösen kann, wie konnte es zum kommunistischen Staatsterror kommen?
Natürlich geschah dies nicht im Namen des Atheismus, aber dieser war ein grundlegender Bestandteil der Ideologie und hat zum Verbot der Religion geführt, oder nicht? Religion ist die Ursache von Mord und Totschlag, sie wird formal in einer Gesellschafft abgeschafft, das Morden und die Unterdrückung gehen munter weiter. Da stimmt doch was nicht.
Der Beweis, dass die Abschaffung der Religion zu Frieden unter den Menschen führt, ist nicht zu erkennen, er bleibt ein Mythos.
Niemand kreidet dem Atheismus selbst die Todesopfer an, das wäre falsch, aber das in Situationen, in denen Religion unterdrückt war und Atheismus bevorzugt wurde, die Waage sich nicht zu Gunsten von Frieden und besserem Leben für alle gesenkt hat, das kreide ich ihm an.
Von einigen Atheisten wird stets suggeriert, dass das Ende der Religion automatisch das Ende des Terrors bedeutet, aber die Geschichte zeigt nicht, dass dieses Versprechen je eingelöst wurde.
Vielleicht wäre es ja irgendwann möglich, nicht mehr darauf herumzureiten, dass Religion Todesursache Nr.1 ist und deswegen Atheismus per se das Beste, was den Menschen passieren kann. So klingt das nämlich fast immer, wenn sich hier irgendein Atheist zu Wort meldet.
Für beide Seiten ist diese Argumentation der Opferzahlen m.M.n. tatsächlich fragwürdig, denn unbestreitbar tun Menschen Böses und mißbrauchen Macht, sobald sie davon genug in die Hände bekommen, egal ob katholische oder maoistische Macht. Im Kern haben da weder die Religionen, noch Ideologien mit atheistischem Bezug ein Abo darauf.
Der Mensch an sich hingegen schon.