Das Thema "Wiedergeburt" oder auch "Inkarnation" genannt, ist für viele Menschen ein Reizthema. Die Lager sind gespalten. Rund 70% der Weltbevölkerung ist davon überzeugt, hier auf dieser Erde wiedergeboren zu werden. Für den Rest ist das absoluter Humbug.
Nehmen wir als Beispiel die Milliarden Christen weltweit und gehen in der Geschichte zurück bis ins Jahr 325 n. Chr.
Damals, als die Lehre der Wiedergeburt noch selbstverständlicher Bestandteil des christlichen Glaubens war, wurden sogenannte Correctores bevollmächtigt, Schrifttexte der Bibel im Sinne der Ansichten der Machthaber zu "korrigieren". In jener Zeit wurden zahlreiche Stellen des neuen Testamentes, welche die Reinkarnationslehre betrafen, entfernt. Im fünften Konzil zu Konstantinopel (553 n. Chr.) wurde der Glaube an eine Wiedergeburt endgültig verboten.
Der Grund für das Verbot der Lehre der Wiedergeburt war und ist noch heute klar: Macht.
Es entstand dadurch ein Vakuum, denn wenn der Mensch nicht mehr wiedergeboren wird, wohin geht er dann?
In jüngster Zeit wurde der Reinkarnationsbegriff von vielen Wissenschaftlern aufgegriffen. Die Sinnfrage des Lebens tritt immer mehr in den Vordergrund. Es findet ein Paradigmenwechsel statt, eine andere Sicht der Wirklichkeit, die zunächst von einer kleinen Anzahl von Menschen verfochten wurde. Der österreichisch-amerikanische Atomphysiker Fritjof Capra schreibt hierzu: "Das Paradigma, das jetzt abgelöst wird, hat unsere Kultur mehrere hundert Jahre lang beherrscht. Während der letzten Jahrzehnte hat es sich gezeigt, daß all diese Ideen und Werte nur sehr begrenzt Geltung haben und einer radikalen Überprüfung bedürfen."
Bereits im Jahre 1937 schreibt der Arzt und Sterbeforscher Hugo Stefan Verbrugh: "Ich erhebe Den Anspruch, daß die Frage, ob die Reinkarnation eine Tatsache ist oder nicht, mit wissenschaftlicher Verantwortlichkeit angegangen werden kann. Ich behaupte also, daß sowohl die Fragestellung, als auch die Antworten methodisch und inhaltlich so solide und daher überzeugend aufgebaut werden können, daß über kurz oder lang eine unzweideutige Antwort auf diese Frage gefunden wird."
Diese Antwort ist spätestens seit 1973 wissenschaftlich belegt, gefunden.
Heute wird die Reinkarnation zur medizinisch-psychologischen Therapie eingesetzt, um Problemfälle, z.B. unerklärliche Angstzustände erfolgreich zu therapieren. Das geschieht folgendermaßen: Beispiel, Sie haben eine unerklärliche, panische Angst vor Wasser, einem Fluß, einem See usw. Keine "normale" Therapie konnte helfen. Sie begeben sich zum Reinkarnationstherapeuten - in der Regel Ärzte oder Heilpraktiker - und lassen sich in Ihr vergangenes Leben zurückführen. Die Methoden sind heute bereits so fortgeschritten, daß dies bereits ohne Hypnose praktiziert wird, d.h., Sie erleben Ihre Rückführungserlebnisse bei vollem Bewußtsein, was durchaus nicht immer sehr angenehm ist, wenn Sie Ihre eigene Geburt und den Schmerz als Säugling erleben. Bleiben wir bei unserem Beispiel "Angst vor Wasser". Der Therapeut geht somit gezielt zum Ursprung dieser Angst und er wird vermutlich herausfinden, daß Sie in einem früheren Leben einmal ertrunken sind. Wenn dem so war, erleben Sie dieses "Ertrinken" noch einmal, zwar bei vollem Bewußtsein, da es Vergangenheit ist, jedoch trotzdem in seiner ganzen Dramatik des Vorgangs. Das ist auch nicht angenehm, jedoch Sie sind hundertprozentig geheilt und werden nie mehr Angst vor Wasser haben.
Soweit eine kurze Einleitung bzw. Erklärung zum Thema REINKARNATION.
Reinkarnation und soziale Frage
Besonders interessant an der Idee der Reinkarnation ist nämlich die anthroposophische Vorstellung, daß der Mensch verschiedene Völker durchmacht und durchmachen wird. Er hat daher seine eigene Geschichte und läßt sich nicht auf das Volk reduzieren, wo er vielleicht gerade hineingeboren ist. Meine persönliche Geschichte ist nicht die eines Volkes, sondern die Menschheitsgeschichte. Sie gehört am Anfang der Erziehung und nicht irgendwelche nationale Geschichte - ein zentraler Grundsatz der Waldorfpädagogik.
Zur Idee der Reinkarnation gehört auch, daß der Mensch nicht auf die Vererbung reduziert werden kann. Jeder nimmt sich aus seinen früheren Leben mit und hat mehr oder weniger mit einem Körper und einem Umfeld zu kämpfen, der dem völlig fremd ist. Statt nur auf die Eltern zu schauen, müssen die Lehrer darauf achten, die eigene Individualität des Kindes zu spüren. Dazu gehört auch, daß man nicht einfach ein Kind in eine bestimmte Schulart schicken kann, nur weil die Eltern Arbeiter oder - für christliche Politiker noch schlimmer - Ausländer sind. Die Schule muß bis zuletzt allgemeinmenschlich bleiben, um offen für die Individualität zu bleiben, die sich nur nach und nach aus den Widerständen seiner Umgebung herausarbeiten kann. Durch die frühe Selektion der Schüler in den deutschen Staatsschulen wird ihnen diese Möglichkeit weggenommen.
Die Esoterik bzw. die Anthroposophie kann hiermit zur Grundlage einer Pädagogik werden, die dem Kind im Menschen wirklich gerecht wird. Sie braucht überhaupt nicht den Kindern gelehrt zu werden. Sie muß sich vielmehr auf die Fragen der Lehrer auswirken. Durch ihre Fixation auf die Rettung der eigenen Seele nach dem Tod verpaßt dagegen die katholische Lehre das Kind. Sie schaut nur auf die eigene Zukunft und nährt dadurch den Egoismus. Wer Pädagoge sein will, muß auch in die andere Richtung schauen, in die Vergangenheit des Kindes. Er muß sich fragen, was dieses Kind vor der Geburt erlebt hat, um es verstehen zu können. Er muß ein unegoistisches Interesse am Geistigen entwickeln.
An solchen Beispielen zeigt sich, wie Esoterik sozial relevant werden kann. Manche Esoterikbegeisterte machen es sich lieber leichter. Statt sich mit sozialen Fragen zu beschäftigen, geben sie sich mit solchen Floskeln zufrieden wie "Alles ist Karma" und meinen damit "Alles ist mir egal". Das Karma hat aber zwei Richtungen. Es gibt nicht nur die Auswirkungen aus früheren Leben, sondern auch die Auswirkungen des heutigen Handelns auf die zukünftigen Leben. Mit ihrer Gleichgültigkeit schaufeln sich die Esoteriker ihren karmischen Grab.
Meiner Meinung nach ist Reinkarnation sowas wie ein Lernprogramm in mehreren Stufen...aber es wäre mehr als nur hinderlich zu lernen, wie man sich aus der Armut befreit wenn man dabei ständig vor Augen hätte, wie es ist, Reicht (und dabei vielleicht gelangweilt) zu sein.